IN BREMEN UND UMZU
Initiative gegen Lichtverschmutzung
Lichtverschmutzung? Davon habe ich noch nichts gehört. Wieso kann Licht etwas verschmutzen? Alles Blödsinn. Als ob wir nicht schon genug Probleme haben. Jetzt auch noch Lichtverschmutzung. Luftverschmutzung, Plastikmüll in den Ozeanen, Treibhausgase überall – Ja, das Ja, aber … Ich bitte Sie … .
Oder: ‘Licht ist Leben! Ohne Licht gäbe es kein Leben. Wie kann das dann schädlich sein?‘
Das sind die gängigen Fragen und Reaktionen, die wir in unserer AG hören, wenn wir in die Kommunikation mit den Menschen gehen.
Lichtverschmutzung – Nur ein kleines Problem (und nur für Astronomen*innen)?
Leider nein. Lichtverschmutzung ist eine ökologische Katastrophe, denn
- Außenbeleuchtung verändert massiv nächtliche Habitate, wodurch Raumnutzung, Nahrungssuche, Orientierung und vieles mehr beeinträchtigt werden. Beispiele: Geschätzt löscht in Deutschland das Licht der Straßenbeleuchtung mehr als 60 Milliarden Insekten in einem einzigen Sommer aus. Die Zahl der Vögel, die bei Kollisionen mit beleuchteten Gebäuden sterben, wird auf jährlich mehreren Millionen geschätzt.
- Die Nahrungsmittelsicherheit ist gefährdet durch zu starke nächtliche Beleuchtung, da z.B. nachtaktive Insekten nicht mehr an der Bestäubung teilnehmen und Interaktionsketten durchbrochen werden.
- Beim Menschen häufen sich Hinweise auf gesundheitliche Folgen durch Schlafstörungen und Unterdrückung des Nachthormons Melatonin: Depression, Übergewicht, Herz-Kreislauferkrankungen, Brust- und Prostatakrebs.
- Beleuchtete Pflanzen zeigen Wachstumsstörungen, geringere Fruchtbildung und verfrühtes Blättersterben durch zu viel Photosynthese („Burn-Out“). Das beeinträchtigt auch das Stadtklima, da Straßenbäume besonders belastet sind.
- Wir verlieren unser Weltkulturerbe:
80% der Menschheit weltweit können keine natürliche Dunkelheit mehr erleben und der Sternenhimmel wird unsichtbar.
Über 90% der Europäer leben unter einem intensiven Skyglow. - Und: Es ist eine enorme Energie- und Geldverschwendung:
Jährliche Kosten für verschwendete Energie durch falsche Beleuchtung in den USA allein:30 Millionen Barrel (159 Liter) Öl, 8,2 Millionen Tonnen Kohle, 2 Milliarden US$ und14 Millionen Tonnen CO2 werden in der Atmosphäre freigesetzt. Dieses Licht wird produziert, ist aber nicht für den Menschen von Nutzen. 50% der für die künstliche Beleuchtung eingesetzten Energie (Kohle, Atomkraft, regenerative Energie) gehen UNGENUTZT in den Weltraum. - Und leider vieles mehr …
Was ist denn nun Lichtverschmutzung?
Es die exzessive, fehlgerichtete und unnötige nächtliche Beleuchtung.
Die LED wird meistens falsch und außerdem exzessivgenutzt.
Das Argument der Energieeffizienz verführt zur vermehrten Nutzung der LEDs und verursacht einen Rebound-Effekt (Motto: Es ist billig, also nutze ich hellere Lampen, die die ganze Nacht brennen, und wo evtl acht in einer Wohnstraße ausreichen würden, wird die Anzahl verdoppelt.)
Umwelteffizienz ist die bessere Antwort, denn sie umfasst folgendeZiele: die Verringerung der CO2-Emissionenundder Schutz des Lebens unddie Erhaltung des Weltkulturerbes.
Das heißt nicht, dass wir das Licht nachts ausschalten müssen. Wir sollen es nur mit Bedacht einsetzen und äußerst nachhaltig mit Licht umgehen.
Was ist zu beachten?
Die Lichtlenkung an (nur dort, wo es wirklich gebraucht wird).
Die Lichtintensität (nicht so hell wie möglich, sondern ausreichend hell und blendungsarm).
Die Nutzungsdauer (Bewegungsmelder zum Dimmen und/oder Ausschalten) und
die Lichtfarbe (Amber statt warm- oder kaltweiß)
Das Positive?
Wir müssen nicht wie bei den meisten Schadstoffen, die über Jahrzehnte oder Jahrhunderte die Lebensqualität der kommenden Generationen beeinträchtigen, aufräumen.Wir können unmittelbar etwas bewirken und zwar jede/r an ihrem/seinem Wohnort, im Garten und im Haus. In Gesprächen mit den Energieversorgern, den Stadtwerken, den Nachbarn etc können viele Verbesserungen vorgenommen werden.
Und wer sind die AG Dark Sky Bremen und Umzu?
Unsere chilenische Freundin Laura nennt uns ‘aficionados’ und das passt. Wir sind noch (!) eine kleine Gruppe, aber sehr vielfältig aufgestellt, d. h., dass wir nicht nur aus unterschiedlichen Berufsfeldern und Altergruppen stammen. Wir wünschen uns, dass viel mehr Menschen zu uns kommen und die Vielfalt an Kenntnissen und Meinungen und Kreativität in das globale Thema Lichtverschmutzung einfließen lassen. Eine Mitgliedschaft in der Olbers-Gesellschaft ist keine Voraussetzung, um die Arbeit gegen die Lichtverschmutzung erfolgreich und kreativ voranzutreiben.
Und wir sind vernetzt: Ihr findet uns auf Twitter und Instagram und wir tauschen uns über Messenger aus.
Wir sind im Informationsverbund mit den Paten der Nacht, der International Dark Sky Association (IDA), der Vereinigung der Sternenfreunde (VdS), Greenpeace Bremen, den Jungen Grünen, der Chronobiologin Frau Dr. Annette Krop-Benesch, Daniel Giedner (Lighting Consultant im Naturpark Our, Luxembourg), Sabine Frank (die einzige Lichtschutzbeauftragte Deutschlands) vom Biosphärenreservat Rhön und Dr. rer. nat. Andreas Hänel, Sprecher der Fachgruppe Dark Sky und ehemaliger Leiter des Planetariums im Museum am Schölerberg Osnabrück.
Was bieten wir?
Wir bieten Vorträge zum Thema Lichtverschmutzung an, sowohl vor Ort als auch als Webinar bzw. als Konferenz. Zudem können wir Beleuchtungsbeispiele demonstrieren und Materialien und Empfehlungen zur Reduzierung von Lichtemissionen zur Verfügung stellen.
Wir verfügen über ein Netzwerk und können helfen, Kontakte zu erfolgreichen Projekten z.B. zu dem Sternenpark Rhön zu ermöglichen.
Was ist unser Wunsch?
Wir möchten die Menschen für das Thema sensibilisieren:
So viel Licht wie nötig – so wenig Licht wie möglich
Für einen ökologisch nachhaltigen Umgang mit (künstlichem) Licht
Daher: Rettet die Nacht.
Kontakt AG Dark Sky: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Weiterführende Informationen können Sie unserer Linkliste entnehmen.
Literaturempfehlungen:
Licht aus!? Lichtverschmutzung - Die unterschätzte Gefahr
Annette Krop-Benesch
Die Nacht: Reise in eine verschwindende Welt
Paul Bogard
Der Sternenpark Rhön
Sabine Frank, Dr. Mathias R. Schmidt
Das Ende der Nacht: Lichtsmog: Gefahren - Perspektiven - Lösungen
Herausgeber: Thomas Posch , Franz Hölker, Thomas Uhlmann
Linksammlung zum Thema dark Sky und Lichtverschmutzung